Stadtarchäologie

Wie für viele Städte bedeutete die Einführung der Reformation ab den 20er Jahren des 16. Jahrhundert auch für Jena einen gravierenden Einschnitt. Die Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse hatte nicht nur Auswirkungen auf das religiöse Leben der Bürgerschaft, sondern brachte mit dem Wegfall bedeutender Auftraggeber für viele Bewohner auch massive wirtschaftliche Folgen. Versuche der kommunalen und landesherrlichen Verwaltungsträger, diesen Folgen durch Ansiedlung neuer Gewerbe in den leerstehenden Klostergebäuden entgegenzuwirken, hatten nur selten nachhaltigen Erfolg. Hinzu kamen in den Jahren 1530 sowie 1542 und 1543 eingeschleppte Seuchen, die große Teile der Bevölkerung dahinrafften. Auch die Anwerbung von Söldnern für die Feldzüge des Schmalkaldischen Bundes führte zum Rückgang der Bevölkerung. Durch die Kriegslasten, dem Ausbau der Stadtbefestigung, Truppendurchzüge und Sonderabgaben (Türkensteuer) wurde die Wirtschaftskraft der Stadt zusätzlich belastet.

Diese Verhältnisse änderten sich erst, als infolge des Verlustes der Universität Wittenberg 1548 die Hohe Schule nach Jena verlegt wurde. Der Bevölkerungszuwachs durch Professoren und Studenten führte zu einem regelrechten Bauboom. Untersuchungen am erhaltenen Hausbestand lassen erkennen, dass bis zum Ende des 16. Jahrhunderts fast 90 Prozent der Bürgerhäuser in Jena umgebaut, einige auch neu errichtet wurden. Hinzu kamen öffentliche Investitionen, wie der Umbau des Dominikanerklosters zur Nutzung durch die Universität oder die Fertigstellung des Kirchturmes der Stadtkirche 1556/57. Auch die archäologische Sachkultur lässt ab der 2. Hälfte des 16. Jahrhundert einen Anstieg repräsentativer Objekte erkennen, was zweifellos mit den gehobenen Ansprüchen des universitären Personals zu verbinden ist.