Gesichtsrekonstruktion
Untersuchungen mittels Mikro-CT im Vorfeld der Rekonstruktion
Jeder dreidimensionale Ausdruck (3D Druck) basiert auf einem computergenerierten Oberflächenmodell des zu druckenden Objektes. In unserem Fall wurden Schädel und Unterkiefer der Person mittels Röntgencomputermikrotomomographie (µCT) gescannt. Beide Knochen wurden mit dem BrukerTM SkyScan 2211 Röntgennanotomographen des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie, welcher gemeinsam mit dem Institut für Zoologie und Evolutionsforschung der FSU Jena betrieben wird, mit einer räumlichen Bildauflösung von 0.05 mm gescannt. Die erzeugten Röntgendaten erlauben im Anschluss mit Hilfe eines Computers Querschnittsbilder der Knochen in beliebiger Ausrichtung zu erzeugen. Diese sind dann genutzt worden sind, um virtuelle 3D Oberflächenmodelle beider Schädelteile zu rekonstruieren. Zur Generierung der Oberflächenmodelle ist die Software Avizo™ 9.4 (Visualization Science Group) benutzt worden. Der 3D Druck des Schädels wurde mit dem 3D Drucker StratasysTM Objet350 Connex3 des MPI-SHH realisiert. Dieser 3D Drucker nutzt die PolyJet Technologie, bei welcher, ähnlich eines Tintenstrahldruckers, ultradünne Schichten eines Photopolymers (Aushärtung mittels UV-Licht) aufgetragen werden und so das Modell Schicht für Schicht aufgebaut wird.
Plastische Gesichtsrekonstruktion
Die Grundlage einer Gesichtsrekonstruktion bildet der Schädelknochen, insbesondere das Viszerokranium, der Gesichtsschädel, der bei jedem Menschen individuell ausgeprägt ist. Durch exakte Orientierung an den Knochen kann ein einmaliges Gesicht erschaffen werden. Dabei lassen sich in den Bereichen Kopfform, Augen- , Mund- und Nasenpartie so große Übereinstimmungen zum Verstorbenen erzielen, dass bei Kriminalfällen lebende jene Rekonstruierten wiedererkennen können. Der besondere Reiz der Gesichtsrekonstruktion für Jena bestand darin, dass ein historisches Portraitgemälde existiert, das mir aber zunächst vorenthalten wurde.
Die Rekonstruktion erfolgte auf eine Replik der noch weitgehend erhaltenen Gesichtsschädelknochen mit Plastilin, einer Knetmasse auf Ölbasis. Die Augen wurden von einem Okularisten in Glasbläsermanier individuell angefertigt. Der erste Schritt ist das Einbringen der Glasaugenprothesen in die knöchernen Augenhöhlen. Marker an definierten Stellen geben die aus Plastilin aufzugebene Weichteildicke an. Es folgt die Positionierung des Mundes, der sich an den Zähnen orientiert. Die Gestaltung der Nase richtet sich nach der Breite der knöchernen Nasenöffnung und dem Nasenknochen, der auch die Nasenwurzel bildet. Nach Fertigstellen des Gesichtes wurden Bart und Frisur bekannt gegeben und individuell angefertigt. Schließlich wurde das Gemälde enthüllt und es zeigte sich eine erfreuliche Übereinstimmung der beiden Portraits.